Geschichte

Der Traum vom fliegen
Geschichte des HVL Boberg
Wie alles begann

Mehr als 113 Jahre reichen die Wurzeln unseres Vereins zurück. Zugleich sind sie auch der Ursprung der Luftfahrt in Hamburg. Gegründet wurde der HVL am 17. Februar 1908, damals als „Hamburger Verein für Luftschiffahrt“. Prominente Hamburger gehörten dem Vorstand an. Darunter der Rechtsanwalt Rudolf Mönckeberg, der Reeder und Kaufmann Edmund Siemers und ein gewisser Dr. Perlewitz, der damals erfolgreichste Hamburger Freiluftballon-Fahrer.
Den Initiatoren ging es um weit mehr als nur die Verwirklichung des Traums vom Fliegen. „Auch die Erforschung und Eroberung der Atmosphäre in wissenschaftlicher Hinsicht und die Verkehrstechnik sollen bei bevorstehenden Ballonfahrten im Vordergrund stehen.“ So hieß es im Aufruf zur Gründung des Vereins im Jahr 1907.

1908
Ballone...

Vor Tausenden Zuschauern stieg schließlich am 22. Mai 1908 der erste Ballon des Vereins mit dem Namen „Hamburg“ auf. 

... und erste Hüpfer mit dem Gleiter
In der Fischbeker Heide versuchten zudem einige Mitglieder erste Hüpfer mit einem Gleiter „System Lilienthal“. 1909 kamen zwei weitere Ballone dazu. Im selben Jahr benannte sich der HVL in den „Hamburger Verein für Luftfahrt“ um. Auch Pioniere im Flugzeugbau gab es in den Reihen des Vereins. Max Oertz etwa gründete 1910 ein Flugzeugwerk und baute Eindecker und Flugboote. Karl Caspar hob 1911 seine „Centrale für Aviatik“ aus der Taufe und fertigte das einsitzige Motorflugzeug „Rumpler Taube“. Einflieger dieser Maschine war übrigens Wilhelm Krumsiek. Der nach ihm benannte Krumsiek-Preis wird heute noch jährlich an junge Segelflieger für den längsten Streckenflug verliehen.
1910 - 1914
Graf Zeppelins legendärer Vortrag

Hoher Besuch stand dem HVL im Jahr 1910 ins Haus: Ferdinand Graf Zeppelin wurde vom Verein zu einem Vortrag eingeladen, bei dem der Entwickler des ersten Luftschiffs über die große Bedeutung der Luftfahrt referierte. Kaufleute, Reeder und eine Vielzahl weiterer Hamburger waren derart beeindruckt von der Rede, dass sie 600 000 Goldmark für den Aufbau eines Flughafens in Fuhlsbüttel spendeten.
1911 wurde daraufhin die Hamburger Luftschiffhallen GmbH gegründet, 1912 die erste Zeppelin-Halle eingeweiht. Und am 3. August landete dort das erste Luftschiff aus Friedrichshafen, die LZ-13 „Hansa“. 44 000 Kilometer legte das Luftschiff bis zum ersten Weltkrieg zurück.
Zu dieser Zeit betrieben die HVLer auch erfolgreich Motor- und Modellflug. Vereinsmitglied Wilhelm Krumsiek etwa erflog mit Motorflugzeugen des Hamburger Herstellers Karl Caspar zwischen 1913 und 1914 zahlreiche Rekorde.

1914 - 1945
Weltkriege und Rekorde
Rekordflieger Paul Bäumer

Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach musste der HVL seine drei Ballone an das Heer abgeben. Erst 1921 wurde der HVL wieder aktiv, und begann in Neugraben Segelflugzeuge zu bauen. In der Sparte der Motorflieger stellte HVL-Mitglied Paul Bäumer mit seinem zweisitzigen roten Tiefdecker „Sausewind“ mehrere Geschwindigkeitsrekorde auf. Und 1925 gewann der Gründer des Flugzeugunternehmens Bäumer Aero den „Deutschen Rundflug“.
Als Ersatz für die im Krieg abgetretenen Ballone stiftete der Senat dem HVL 1928 einen Freiballon. 1931 schloss sich der HVL mit der „Flugtechnischen Vereinigung Hamburg“ zusammen und nannte sich „Hamburger Aero Club“. Im Februar 1933 feierte der HVL als Keimzelle des HAC sein 25-jähriges Bestehen. Im selben Jahr startete das erste Segelflugzeug in Boberg.

Kurze Zeit später wurde der Verein mit allen anderen Luftsportvereinen gleichgeschaltet und enteignet. Segelfliegen war fortan eine vormilitärische Ausbildung. Zwischen 1935 und 1938 nahmen die ehemaligen HVLer erfolgreich an zahlreichen Motor- und Segelflugwettbewerben teil. Dann, mit Kriegsende, wurde der größte Teil der Flugzeuge von den Alliierten zerstört.

ab 1950
Neustart
Endlich wieder abheben

Nach Freigabe der Alliierten konnten die Hamburger 1950 endlich wieder mit der Fliegerei beginnen. Am 11. September wurde der „Hamburger Aero Club“ neu gegründet. Doch bei der Gründungsversammlung kam es unter den 600 Teilnehmern zu Meinungsverschiedenheiten. Sie konnten sich über die künftigen Ziele des Vereins nicht einigen. Viele ehemalige HVL-Mitglieder verließen daraufhin die Versammlung. Sie gründeten stattdessen am 8. Oktober den „Hamburger Luftsport Club (HCL). Im Dezember 1952 nahmen sie jedoch den Traditionsnamen „Hamburger Verein für Luftfahrt“ wieder an.

 

Schweiss und harte Arbeit

Aus Flugzeugschrott und unter großem Zeitaufwand gelang es den Mitgliedern Segelflugzeuge zusammenzubauen. So entstanden zum Beispiel ein „Grunau Baby“ und ein Schulgleiter „SG 38“. Es waren die ersten beiden Hamburger Flugzeuge nach dem Krieg – und damit eine Sensation. Und kein geringerer als Bürgermeister Max Brauer taufte die beiden Flugzeuge in Fuhlsbüttel. Unvorstellbare 30 000 Hamburger wohnten der Zeremonie damals bei. Das Hamburger Abendblatt hatte zur Feier des Tages sogar einen Freiballon-Start organisiert.

Und endlich konnte es wieder richtig losgehen: Am 8. Juni 1952 startete in Boberg der offizielle Segelflugbetrieb. Seitdem sind auf dem Flugplatz der HVL und der Hamburger Aero Club HAC ansässig. Die Ballonfahrer, Modell- und Motorflieger gingen im Laufe der Jahrzehnte ihre eigenen Wege.

heute
Breiten- und Profisport
1000km ohne Motor

Der Flugzeugpark des HVL ist seitdem enorm gewachsen, und unsere Mitglieder können modernstes Fluggerät nutzen. Zudem zählen die HVLer mit zu den erfolgreichsten Segelflugpiloten weltweit. So ist es etwa unserem Vereinsmitglied Holger Weitzel im Mai 2019 gelungen, ein Tausend-Kilometer-Dreieck von Boberg aus zu fliegen – selbstverständlich ohne Motor. Das ist in unseren Breitengraden ein echter Rekord.

Und nicht zuletzt ist für viele Mitglieder unseres Vereins die umfangreiche Ausbildung zu einem Sprungbrett für eine berufliche Karriere geworden. Flugzeugingenieure und Fluggerätmechaniker sind beispielsweise aus unseren Reihen hervorgegangen. Und natürlich viele Berufspiloten.